Einleitung
In den Heiligen sehen wir Christen das Wirken Gottes an Menschen; so wurden sie zu Glaubenszeugen für uns. Wir vertrauen, dass Gott auch an uns so handelt, wie er es an ihnen getan hat. Wir verehren Heilige und versuchen sie nachzuahmen. Da wir sie bei Gott wissen, rufen wir sie als Fürbitter und Fürbitterinnen an. Bereits in der Urkirche war es üblich, Gedächtnistage von Heiligen (Martyrer) zu feiern. Es wurden ihnen zu Ehren Kirchen und Kapellen erbaut, in denen Reliquien aufbewahrt wurden. Als Vorbereitung für ihre Feste wurden Bittprozessionen und Novenen gehalten. Novene kommt vom Lateinischen „noven“ und bedeutet: „neu werden“. Neun Tage hintereinander bitten Menschen (so wie es auch die Apostel mit Maria, der Mutter Jesu und den Frauen im Abendmahlsaal vor Pfingsten taten) in einem persönlichen oder allgemeinen Anliegen, etwas zu erlangen, das „neu macht“. In Ihrer / Deiner Novene zur hl. Notburga soll Ihr/ Dein persönliches Anliegen Platz finden. Die Sorgen unserer heutigen Welt dürfen aber darüber nicht vergessen werden und haben so auch in dieser Novene den Vorrang.
1. Tag Die christliche Familie
Wenn schon ihr euren Kindern gebt was gut ist, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn darum bitten (Mt 7,11).
Heilige Notburga, aus deinem Leben wissen wir, dass du in einer christlichen Familie aufgewachsen bist: Gebet, christliche Nächstenliebe, harmonischer Umgang miteinander waren eine Selbstverständlichkeit. Familie war damals – und ist es auch heute – die tragende Säule einer gesunden Gesellschaft.
Hl. Notburga, du Fürsprecherin in unseren Anliegen, wir bitten dich:
- Um Harmonie zwischen Partnern, Eltern und Kinder,
- um Ausgewogenheit zwischen Freiheit und Strenge,
- um ein offenes Wort von allen Seiten,
- um Heilung für zerbrochene Familien.
- Das gemeinsame Gebet und die Heiligung des Sonntags
möge alle verbinden. - Hl. Notburga, vergiss auch meine persönlichen Bitten nicht . . .
Vater unser . . . Ehre sei dem Vater . . .
2. Tag Wagnis zur heutigen Welt
Geht in alle Welt. Ich bin bei euch! (Mt 28, 19ff).
Hl. Notburga, du hättest sicher zu Hause „in der warmen Stube“ bleiben können. Der Ruf Gottes aber, den du vernahmst war dir wichtiger. Du warst bereit, in die Dunkelheiten der damaligen Welt einzutreten, um sie zu erhellen. Dabei hast du auch den Weg auf die Rottenburg zu einem adeligen Ritter nicht gescheut. Jammern allein und der Rückzug in die „stille Kammer“ werden die dunkle Welt nicht erhellen können.
Darum rufen wir zu dir, mutige Magd.
- Um einen nüchternen Blick für die heutige Welt.
- Lass uns die Scheinwerte und die Sackgassen früh genug erkennen und neue Möglichkeiten nicht übersehen.
- Um die Bereitschaft, dieser Welt, so wie sie ist, zu begegnen
und sie zu erhellen. - Lass die jungen Menschen ihre Berufung erkennen und den Weg zu ihrer mühevollen Ausbildung nicht scheuen.
- Hl. Notburga, hilf uns, dass wir uns selbst annehmen und immer wieder einen neuen Schritt wagen.
Vater unser . . . Ehre sei dem Vater. . .
3. Tag Ja zu meinen Talenten
Herr, fünf Talente hast du mir gegeben, sieh her, ich habe noch fünf dazu gewonnen (Mt 25,20).
Hl. Notburga, du hast deine Fähigkeiten und Chancen im Leben genützt. Von der einfachen Dienstmagd stiegst du hinauf zur Chefköchin beim Hofmeister von Tirol. Den Ehrentitel einer „Tür-Beschließerin“ nahmst du an. Nur dieser Schritt hat es dir ermöglicht, die breite Basis zu schaffen, den vielen Notleidenden und Gefangenen Hilfe leisten zu können.
Wir bitten um deine Fürsprache:
- Lass mich meine eigenen Fähigkeiten erkennen und dankbar annehmen.
- Hilf mir, meine Talente einzusetzen nach meinen Möglichkeiten, ohne mich zu überschätzen.
- Wenn Misserfolg und Enttäuschung mich treffen, dann lass mich den Mut nicht verlieren.
- Wenn meine persönlichen Bitten nicht erhört werden, laß mich dennoch nicht aufhören, dir zu vertrauen.
Vater unser . . . Ehre sei dem Vater . . .
4. Tag „ Wer nicht geliebt, hat nicht gelebt. “
Wer liebt, ist in Gott (Vgl. 1 Joh 1,ff).
Hl. Notburga, du hast einen schönen Namen und du hast diesen Namen auch gelebt: „bergende Beheimatung“ in der Not. Burgen waren damals keine Heimstätten für Arme und Bedrückte. Durch deinen Einsatz hast du das verändert und die Rottenburg wurde zur Zuflucht für viele Arme und Leidende. Die Welt wird uns nur glauben, wenn wir Liebe leben; Gott wird dort erfahrbar, „wo Güte und Liebe wohnen“.
Darum bitten wir um deine Fürsprache.
- Schenke uns, Herr, offene Augen, um die unausgesprochene Not der Menschen heute zu sehen.
- Mache die Kirche zur Heimat und zum Sprachrohr für Menschen, die keine Stimme haben.
- Hilf den Armen, ihre eigenen Möglichkeiten zu sehen und sie zu verwirklichen.
- Lass uns – so wie St. Notburga – helfen, auch dann, wenn es weh tut.
Vater unser . . . Ehre sei dem Vater . . .
5. Tag Steh auf und geh! ( Mk 2, 11).
Hl. Notburga, zu Unrecht wurdest du von der Burg – als Diebin – entlassen. Es stand vor dir eine ungewisse Zukunft. Du hast aber nicht resigniert, sondern im Vertrauen auf Gott Ausschau gehalten nach neuen Wegen und Möglichkeiten. Den Schritt von der „Chefköchin“ zur Bauermagd hast du in Demut angenommen. Dadurch wurdest du bis heute zur Patronin der bäuerlichen Menschen.
Wenn wir Einbrüche in unserem Leben erfahren, und vor solchen Entscheidungen stehen, bitten wir dich:
- Lass uns nicht aufgeben, sondern aufbrechen;
- hilf uns, die Krise als Chance zu sehen und immer wieder neu anzufangen.
- Lass uns an den Schwierigkeiten nicht verkümmern, sondern reifen.
- Lass uns in der Kirche immer wieder nach neuen Wegen suchen, um denen zu helfen, deren Ehe zerbrochen ist.
- Hilf auch mir in meiner Unentschlossenheit.
Vater unser . . . . Ehre sei dem Vater . . . .
6. Tag Eure Rede sei ein Ja, oder ein Nein (Mt 5, 37).
Hl. Notburga, in deiner wachen Aufmerksamkeit hast du den Spießenbauern in Eben – deinen neuen Dienstgeber – durchschaut. Er war ein kühler Rechner, darum hast du im Voraus für klare Verhältnisse gesorgt. Durch Handschlag hast du die Zusicherung der Arbeitsruhe am Feierabend und am Sonntag verlangt.
Darum wagen wir wieder eine neue Bitte.
- Schenke auch uns die klare Sicht, uns zustehende Rechte einzufordern und im Voraus zu denken, um nicht nachher zu klagen.
- Wenn wir für das Richtige einstehen, lass uns an dir ein Beispiel nehmen und auch Unrecht aushalten.
- Gib uns Verständnis für die Anliegen der bäuerlichen Bevölkerung, für ihre Nöte und Sorgen.
- Lass uns in der Natur, die Spuren deiner Liebe finden. Mache unser Land zu einem Ort der Ruhe, der Erholung und der Gottes-Begegnung für uns und für unsere Gäste.
Vater unser . . . Ehre sei dem Vater . . . .
7. Tag Gib der Seele einen Sonntag P. Rosegger
Hl. Notburga, du warst eine treue Magd beim Bauern auf der Eben. Du mahntest ihn aber auch an sein Versprechen zu Feierabend und Sonntag. Dadurch hast du dich zur Sprecherin gemacht für alle Dienstleute der damaligen Zeit. Du wagtest sogar ein Zeichen vom Himmel mit der Sichel. Du hast klar erkannt, dass Menschen aller Zeiten den Feierabend, den Sonntag, Ruhe und Rast brauchen, um sich selbst und Gott zu begegnen.
Hl. Notburga, voll Vertrauen dürfen wir dich um deine Fürbitte anrufen.
- Lass uns den inneren Wert des Sonntags für alle Menschen in allen Zeiten als notwendig erkennen.
- Lass uns immer den Sonntag unverrückbar als den Tag des Herrn heilig halten.
- Schenke uns Priester, Ordensleute und kirchliche Mitarbeiter, durch deren Wirken die Feier des sonntäglichen Gottesdienstes zur „Gottes-Begegnung“ für die Menschen wird.
- Lass die jungen Menschen Freude am Gottesdienst erleben und das Beispiel von lebendigen Pfarrgemeinden.
Vater unser . . . Ehre sei dem Vater . . .
8. Tag Bereitschaft zur Versöhnung
Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben.
Hl. Notburga, das letzte Wort der Gräfin Ottilie zu dir war: „nie wieder will ich dich sehen“. Trotzdem warst du bereit der Gräfin vor ihrem Sterben die Hand zur Versöhnung zu reichen. Du bist über deinen eigenen Schatten gesprungen und hast das Wort Jesu befolgt: „Tut denen Gutes, die euch hassen“ (Lk 6, 27). Nur so wurde Ottilie von ihrer Gewissensnot befreit und konnte versöhnt mit dir und mit Gott ihr Leben beenden.
Du wurdest zum leuchtenden Vorbild in der Begleitung von Sterbenden.
So bitten wir dich, hl. Notburga.
- Für alle Menschen, die in Einsamkeit sterben und für jene, deren Leben auf unseren Straßen ausgelöscht wird.
- Im Vaterunser beten wir: „wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“.
- Lass uns das nicht nur mit dem Munde sagen, sondern wirklich mit dem Herzen vergeben.
- Lass uns nie den Verstorbenen über das Grab hinaus Vergebung verweigern.
- Hilf auch mir, denen zu vergeben, denen ich bis jetzt Verzeihung verweigert habe.
- Vater unser . . . Ehre sei dem Vater . . .
9 . Tag Selig, die Frieden stiften
Geh und versöhne dich mit deinem Bruder (Mt 5, 23).
Hl. Notburga, schmerzlich hast du die Feindschaft zwischen dem Rottenburger und Graf Seifried erlebt. Weder Grafen noch die Kirche vermochten diesen Streit und diese Feindschaft zu beenden. Aber du mit deiner Klugheit und liebenden Zuwendung hast den Weg dazu gefunden. Weil du selber Versöhnung geübt hast, wurdest du von Gott befähigt, Versöhnung auch bei anderen herbeizuführen. Erst dann war dein Lebenswerk beendet.
Liebe heilige Notburga, jetzt ist meine Novene zu Ende.
Neun Tage lang habe ich Dich um deine Fürbitte angefleht.
- Lass mir geschenkt sein, was ich erbitten wollte.
- Lass mich nicht umsonst gefleht haben.
- Sei aber auch allen andern Menschen Fürbitterin in ihren Nöten und hilf uns, dass wir uns einst alle mit dir vereinigen, um Gott zu loben und ihm zu danken in alle Ewigkeit. Amen.
Vater unser . . . Ehre sei dem Vater . . .